Um die Mitglieder der moldawischen Fußball-Nationalmannschaft im Tennis zu schlagen reist ein englische Komiker Ende der 1990er-Jahre in den früheren Sowjetstaat. „Matchball in Moldawien“ erzählt von einer irrsinnigen Wette. Es ist nicht nur wahnsinnig komisch, sondern gibt auch Einblicke in ein fast unbekanntes Land.
Der englische Komiker Tony Hawks reiste bereits mit einem Kühlschrank im Gepäck durch Irland. Wenn wundert es da noch, dass er sich Ende der 1990er-Jahre für eine Wette nach Moldawien aufmachte. Ziel war es, zu beweisen, dass Spitzensportler wie Fußballer nicht automatisch auch gute Tennisspieler sind. Dass die Wahl auf die Mitglieder des Nationalelf des kleinen Landes zwischen Rumänien und der Ukraine fiel hatte rein pragmatische Gründe. Die britischen Topspieler auf den Tennisplatz zu bekommen wäre schier unmöglich gewesen.
Iulian arbeitete mit Fakten, ich mit Ideen. Wir waren ein ziemlich gutes Team, und die Liste unserer Erfolge bewies dies. Bisher hatten wir noch überhaupt nichts erreicht.
Hawks, Tony: Matchball in Moldawien, Goldmann, 2001, S. 103
Eines muss man wissen: Moldawien ist das ärmste Land Europas. Nur wenige Touristen verirrten sich dort hin. Schon gar nicht Ende der 1990er-Jahre. Der Kulturschock fällt dementsprechend groß aus als der Engländer in der Hauptstadt landet.
Verloren in der moldawischen Hauptstadt
Mit viel Optimismus geht er daran, seine Wette umzusetzen. Er trifft aber immer wieder auf Resignation, Korruption und eine heruntergekommene Infrastruktur. Ob er in der unbeleuchteten Stadt Ängste aussteht, weil er sich vor offenen Kanalschächten fürchtet, sich in das nicht existierende Nachtleben von Chișinău stürzen will (und unverrichteter Dinge wieder abzieht) oder verzweifelt versucht ein Busticket zu kaufen – den Mut verliert er nie.
Als ich zu Bett ging, hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen wegen meines Lebenswandels hier. Auf der einen Seite standen meine guten und freundlichen Gastgeber, die in heruntergekommenen, an Geldmangel leidenden Krankenhäuser schufteten und für ihre Mühe nicht einmal bezahlt wurden, und auf der anderen Seite stand ich, der hier herumgondelte und sein Zeit hartnäckig mit dem Versuch verschwendete, irgendetwas zu beweisen, indem er eine kindische Wette gewann.
Hawks, Tony: Matchball in Moldawien, Goldmann, 2001, S. 168
Die Widrigkeiten verhindern eine rasche Umsetzung der Pläne (erst in der Buchmitte geht das erste Match über die Bühne). Dass Tony Hawks optimistisch blieb, dürfte an seinem unerschütterlichen Humor liegen. Als Komiker gelingt es ihm mühelos den Fokus auf die komischen Seiten seines Trips zu legen. Mit reichlich Sarkasmus schildert er die Absurditäten des Landes und seinen Kampf mit den desolaten Begebenheiten.
Liebenswerte Bewohner
Durch den Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen (vom gescheiten Schulmädchen über eine Zigeunerkönigin und Fußballfunktionären bis zum zwielichtigen Geschäftsmann) gewinnt er Verständnis für die Situation der Moldawier und schließt sie (den windigen Unternehmer ausgenommen) ins Herz. So wird das Buch auch zu einem liebevollen Porträt eines Landes und insbesondere seiner Bewohner.
Fazit: Lauthalses Lachen nicht ausgeschlossen! Das Buch bietet vergnüglichen Lesespaß und gibt Einblicke in kaum wahrgenommenes Land.
Info: Das Buch wurde übrigens auch verfilmt. Erhältlich ist er allerdings nur auf Englisch.
Tony Hawks: Matchball in Moldawien, Goldmann Verlag 2001, 352 Seiten